Digitale Daten
Während der Fahrt wird hauptsächlich im Airbag-Steuergerät eine Vielzahl von Daten generiert. Bei bestimmten Ereignissen wird ein sogenannter Event ausgelöst und bestimmte Daten für die letzten 5 Sekunden vor diesem Ereignis im Event Data Recorder (EDR) gespeichert.
Digitale Daten dienen sowohl der Aufklärung des Unfallherganges als auch der Betrugsbekämpfung.
Typische pre-crash-Daten (für die letzten 5 Sek. vor der Kollision):
-
Geschwindigkeit in Längsrichtung (km/h)
-
Geschwindigkeitsänderung in Längs- und Querrichtung (km/h)
-
Gaspedal-/Drosselklappenstellung (Volt oder %)
-
Bremsbetätigung (betätigt / nicht betätigt)
-
Gurtstatus (angelegt/nicht angelegt)
-
Lenkradwinkel (Winkelgrad)
-
Rollwinkel (Winkelgrad)
-
Aktivität von ABS/Elektronischem Stabilitätsprogramm/Tempomat/Abstandstempomat
-
Anzahl der Ereignisse bei mehreren Kollisionen (Multi Event)
-
z.T. viele weitere Informationen (Bremsdruck im hydraulischen System, etc.)
Typische post-crash-Daten (z.B. für die Ermittlung der Belastungen auf die Halswirbelsäule):
-
Beschleunigung in Längsrichtung (m/s²)
-
Beschleunigung in Querrichtung (m/s²)
Die elektronischen Daten im Fahrzeug können die klassische Unfallanalyse insbesondere bei folgenden Fragestellungen/Sachverhalten unterstützen:
-
Stimmt der behauptete Unfallhergang mit den aufgezeichneten Daten überein?
-
Ist ein Fahrzeug zum Zeitpunkt des Unfalles gestanden/mit welcher Geschwindigkeit hat es sich bewegt?
-
Aus welcher Richtung erfolgte der Anstoß?
-
Wurde das Fahrzeug beschleunigt oder gebremst? Wurde das Gaspedal/Bremspedal betätigt?
-
Wurde das Fahrzeug nach links oder rechts gelenkt oder fuhr es gerade aus?
-
Wurde z.B. ein dahinterfahrendes Fahrzeug vom vorausfahrenden Fahrzeug ausgebremst?
-
Zu welchem Zeitpunkt vor dem Unfall erfolgte eine Reaktion des Lenkers?
-
Waren die Fahrassistenzsysteme grundsätzlich aktiviert oder deaktiviert?
-
Warum haben bestimmte Rückhaltesysteme nicht ausgelöst?
-
Waren die Insassen angegurtet?
Bei der Betrugsbekämpfung lassen sich weiters folgende Feststellungen treffen:
-
Weist das Fahrzeug verschwiegene Vorschäden auf?
-
Wurde das Fahrzeug als unfallfrei verkauft?
-
Stimmt der angezeigte Kilometerstand mit der tatsächlichen Laufleistung überein?
-
Wurde das Fahrzeug möglicherweise unsachgemäß repariert?
Auslesen Digitale Daten
Diese Daten können bei den meisten Fahrzeugen über die OBD-Schnittstelle mittels dem Crash Data Retrieval (CDR) der Fa. Bosch und bei Tesla-Fahrzeugen über den CAN-Bus mittels dem Tesla EDR-Tool ausgelesen werden.
In manchen Fällen, wie z.B. bei schweren Beschädigungen des elektronischen Bordnetzes, muss das entsprechende Steuergerät ausgebaut und direkt ausgelesen werden.
Bis vor Kurzem war der Einbau eines Event-Data-Recorder (EDR) und die Freigabe der Daten nur für den amerikanischen Markt vorgeschrieben. Viele Fahrzeughersteller ermöglichen dies für den europäischen Markt zum Teil schon seit mehr als 15 Jahren auf freiwilliger Basis.
Gemäß Verordnung (EU) 2019/2144 müssen alle PKW und LKW mit einer zulässigen Gesamtmasse von nicht mehr als 3.500 kg, die seit dem 06. Juli 2024 neu zugelassen werden, mit einem EDR ausgestattet sein.
Bosch CDR und Tesla EDR-Tool
Die Anzahl der Fahrzeuge, die mit einem EDR ausgestattet sind, wird täglich größer und somit stehen dem Sachverständigen nach einem Unfall immer mehr Ereignisdaten zur Verfügung. Das Auswerten dieser Daten wird in Zukunft einen immer wichtigeren und unerlässlichen Platz in der Unfallanalyse einnehmen.
Wir sind im Besitz des Bosch CDR und des speziellen EDR-Tools für Tesla-Fahrzeuge und können die entsprechenden Daten auslesen und analysieren.
Beispiele EDR-Reports und Bewertung im Analyseprogramm
Weitere Methoden zur Analyse von Verkehrsunfällen
Neben der Analyse der digitalen Daten arbeiten wir als Experten noch mit weiteren Methoden, um einen Verkehrsunfall zu analysieren und zu rekonstruieren. Nähere Informationen dazu finden Sie unter Unfallanalyse und Spurfix.
Unfallanalyse durch Einsatz der SPURFIX-Folie
Als erste und einzige Spurfixsachverständige in Österreich erstellen wir unsere unfallanalytischen Gutachten mit Hilfe der SPURFIX-Folie. Mehr Informationen finden Sie hier.
Ermittlung von Reibbeiwerten mit eigenen Messvorrichtungen
Mit unseren selbst entwickelten Messvorrichtungen können die Reibbeiwerte zwischen sich berührenden Körpern wissenschaftlich exakt berechnet werden und müssen nicht mehr abgeschätzt werden. Sie profitieren selbstverständlich vom Einsatz dieser Messvorrichtung bei unseren Gutachten in der Unfallanalyse, der Transportsicherheit und im Bereich Maschinenbruch. Mehr Informationen finden Sie hier.